Silvester. New Year’s Eve. Was soll ich dazu sagen, außer, dass ich mich um 0 Uhr völlig fehl am Platz gefühlt habe. Und das lag nicht daran, dass ich keine Jacke oder Socken gebraucht habe.
Aber erstmal zum Anfang: Am 31.12 war ich noch in Lilongwe bei dem Youth Meeting zusammen mit Laura und auch die beiden österreichischen Volontäre Gitte und Lea waren mit von der Partie. Außerdem noch die um die 150 Teilnehmer des Youth Meetings. Laut Programm sollte es abends eine Messe für die Jugendlichen geben. Da die Jugendlichen aber morgens schon vier Stunden in der Chichewa Messe waren, wurde den Jugendlichen freigestellt zur Messe zu gehen. Diese Info haben wir aber erst nach der rund 2 ½ Stunden langen Chichewa Messe erhalten. Wir waren alle ziemlich müde, da wir sehr wenig Schlaf hatten, vor allem mir mangelte es an Schlaf, da ich in der Nacht vom 28. auf den 29. nur circa 2 Stunden Schlaf hatte und diesen auch nicht nachholen konnte. Warum das alles, hoffe ich in einem weiteren Beitrag erklären zu können. Naja auf jeden Fall wussten wir, dass es nun in eine Chichewa Messe geht und da verstehen wir nun einmal recht wenig. Und wir wussten auch, dass die Messe unter Umständen ziemlich lang wird. Und wenn man kaum etwas über einen längeren Zeitraum versteht, vor allem während der Predigt, und unglaublich müde ist, ist die Gefahr einzuschlafen ziemlich hoch. Um das zu verhindern haben wir eine kleine Bibel mitgenommen und ich habe noch meinen Rosenkranz mitgenommen. Aber bevor wir zur Messe aufbrechen konnten und wir waren schon ziemlich spät dran, ist noch Tatjana, eine deutsche Volontärin, die bei den beiden anderen wohnt, aber in der Stadt arbeitet, zurückgekommen von ihrem Besuch in “ihrem” Dorf. Tatjana hat nämlich zu Beginn ihres Freiwilligendienstes ein Monat in eine Dorf hier in Malawi gelebt, um die Kultur besser zu verstehen und vor allem um Chichewa zu lernen. Vom Dorf hat sie Mangos mitgebracht und ein Huhn, ein lebendes Huhn. Es war ja jetzt auch schon später und wir fragen sie so, was sie jetzt mit dem Huhn machen will und sie antwortet nur: „Ich dachte, dass könnte hier bei uns im Haus leben.” Ich musste ehrlich gesagt ziemlich lachen, denn in den paar Minuten, die das Huhn im Haus war, hat es schon mindestens zweimal auf den Boden geschissen. Gitte meinte auch nur, dass das nicht in Frage kommt, da so ein Huhn auf Dauer auch ziemlich stinkt. So wurde sich darauf geeinigt, dass das Huhn nur eine Nacht im Haus bleibt. Da Laura und ich uns ein Zimmer mit Tatjana geteilt haben, waren wir von dieser Lösung nicht so begeistert, da wir dann auch eine Nacht mit einem Huhn im Zimmer verbringen durften. Bevor wir zur Messe aufgebrochen sind, haben wir dann auch noch alle unsere Sachen auf unsere Betten gepackt, da mit nichts angefressen oder voll geschissen ist, wenn wir wiederkommen.
Wir sind dann in die Messe gegangen und dort durften wir feststellen, dass wir einige der wenigen waren, die vom Youth Meeting zur Messe gegangen waren. Erst haben wir uns natürlich ziemlich gewundert, warum denn niemand da war. Nach der Messe haben wir dann die Erklärung bekommen. Die Messe war freiwillig. Naja ich wäre wahrscheinlich trotzdem gegangen. Allerdings war es zwischenzeitlich wie erwartet schwierig wach zu bleiben und so habe ich am Ende der Messe, als noch Reden zum Neuen Jahr gehalten wurden, den Rosenkranz gebetet.
Im Anschluss an die Messe mussten wir dann überlegen, was wir denn jetzt anziehen, wenn es zum “Dinner” geht. Und ab da hatten wir dann ein Problem, denn wir haben mit Dinner einfach ein Zusammensein verbindet, bei dem gegessen wird. Gitte, Laura und ich haben uns also für Jeans mit T-Shirt entschieden. Ehrlich gesagt, hatten Laura und ich auch nichts anderes, wirklich Festliches, dabei. Lea hatte sich für ein Kleid entschieden, fühlte sich aber nicht wirklich wohl, da sie sich overdressed fühlte. Als wir dann zur Halle, in dem das Dinner stattfinden sollte, gegangen sind, merkten wir wie sehr wir uns getäuscht hatten. Die Jungs sind im Anzug, teilweise sogar mit Krawatte und Fliege, aufgetaucht. Und die Mädchen in Kleidern, die teilweise echt Ähnlichkeiten mit Kleidern hatten, die wir am Abiball getragen haben. Ich glaube jeder kann sich vorstellen, dass wir uns ziemlich unwohl in unserer Haut gefühlt haben, in unserer Jeans und im T-Shirt. Wir waren völlig underdressed und Lea war auf einmal absolut passend gekleidet. Dann gab es auch erst recht spät essen, so dass wir um zehn vor zwölf noch am Essen waren. 0 Uhr war dann irgendwie ziemlich plötzlich und für mich auch unbegreiflich. Jetzt haben wir schon 2018. Die Zeit rast. Der Abend ging dann noch ziemlich entspannt weiter, auch wenn ich mich immer mal wieder unpassend gekleidet gefühlt habe. Laura und ich sind dann auch erstmal aus der Halle verschwunden, um das Wlan der Community zu nutzen. Das hat bei Laura zu einer Explosion an Nachrichten geführt, weil sie ungefähr eine Woche lang keine Internetverbindungen mehr hatte. Später sind wir dann wieder zurück in die Halle gegangen, die mittlerweile zu einer Art Disco umfunktioniert wurde.
Und so haben wir Volontäre uns zusammengetan und auch ein bisschen getanzt, gemeinsam als Gruppe. Wir haben aber schnell die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf uns gezogen, was uns allen ein wenig unangenehm war. Und dann war auch schon drei Uhr und wir mussten dringend ins Bett, denn morgens sollte es um 7 Uhr nochmal zur Messe gehen, auch wenn die Jugendlichen aus Harare noch in der Nacht um circa 4Uhr aufgebrochen sind. Wir sollten dann auch morgens nach der Messe aufbrechen. So zumindest der Plan. Aber Pläne ändern sich ja immer mal wieder und so kam es dazu, dass ich um kurz vor 7 Uhr angerufen wurde und mir mitgeteilt wurde, dass unser Bus in 5 Minuten da ist. Jetzt gab es folgendes Problem: Laura hat noch geschlafen, sie hatte sich entschieden nicht zur Messe zu gehen und gepackt hatten wir beide noch nicht. Folglich ist alles in einem absoluten Chaos geendet und wir waren ziemlich spät dran. Die Busse waren auch wirklich schon da, sowieso alle Jugendlichen. Da hatten wir ja schon ein schlechtes Gewissen. Aber es hat dann noch eine halbe Stunde gedauert, bis wir endlich losfahren konnten. So hat sich das schlechte Gewissen auch ziemlich schnell wieder beruhigt.
Das war Silvester. Alles ein bisschen anders als erwartet aber trotzdem schön. Auch wenn ich nicht wirklich realisieren konnte, dass jetzt wirklich schon 2018 ist.
Ich bin etwas sprachlos, wenn ich lese, wie oft ihr zur Messe geht. Aber es ist dann ja zu hoffen, dass es für dich ein besonders gesegnetes Jahr 2018 wird. 😉👍🍾