Es tut mir total leid, dass ich solange nichts mehr von mir hören lassen habe. Aber ist soviel passiert und ich hatte einfach wenig Zeit.
Mittlerweile bin ich jetzt schon fast drei Monate hier und dafür, dass es erst drei Monate sind, habe ich schon so viel erlebt, so viel ist schon passiert und schon jetzt merke ich, dass ich mich verändert habe. Aber was am wichtigsten ist: Ich bin hier angekommen, ich fühle mich hier richtig zu Hause und ich bin so glücklich hier zu sein. Ich liebe Nkhotakota und die Menschen hier, ich liebe meine Arbeit, auch wenn es immer mal Schwierigkeiten gibt, die Freude der Kinder, ein einfaches Lachen lässt einen vieles vergessen. Und auch an den Kindern merke ich, dass ich hier wirklich angekommen bin. Am Anfang haben die Kinder immer „Azungu“ (Weiße) gerufen, wenn sie mich gesehen haben und jetzt rufen sie Lea, wenn sie mich sehen und kommen auf mich zu gerannt. Einige kleine Kinder haben am Anfang, wenn sie mich gesehen haben und ich in der Nähe von ihnen war, immer angefangen zu weinen, und jetzt wollten schon einige von Ihnen von mir auf den Arm genommen werden. Die Kinder freuen sich einfach immer, wenn sie mich sehen und wollen zum Beispiel auch, dass ich Ihnen Englisch oder Mathe beibringen. Das ist echt ein schönes Gefühl.
Ich weiß einfach wirklich nicht, wo ich anfangen soll, es ist zu viel passiert.
Mit ein paar von den Mädels habe ich die englische Rechtschreibung geübt und Fragen zu Grammatik etc. beantwortet. Das war teilweise schon ein bisschen schwierig, da manches einfach schon lange her ist und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht richtig erklären kann, warum das so ist und auch bei der Rechtschreibung bin ich mir nicht immer sicher. Aber die Mädels sind einfach glücklich, dass ich was mit ihnen mache und dabei lernen sie sogar noch ein bisschen was und ich auch.
Einigen Mädels habe ich auch Ninja beigebracht und es macht ihnen total viel Spaß. Außerdem haben wir den Kindern „Mensch ärger dich nicht“ beigebracht und das ist gerade der absolute Hit. Mit ein paar Jungs und Father George habe ich Basketball gezockt. Das hat mal wieder so richtig Spaß gemacht und die Jungs sind ziemlich gut, nur manchmal ein wenig unorganisiert.
Ich selber habe „Bawo“, ein typisches Spiel hier, mittlerweile gelernt, und bringe es jetzt selber den jüngeren Kindern bei.
Einen Sonntag habe ich mit der Gruppe „Holy Childhood“ „Feuer, Erde, Wasser, Luft“ gespielt und die Kinder hatten echt Spaß.
„Holy Childhood“ bedeutet heilige Kindheit und Teil der Gruppe sind die Kinder der Gemeinde im Alter von 2 bis 12. Die Gruppe besteht meistens so aus 30 bis 50 Kindern, was ziemlich anstrengend sein kann. Außerdem gibt es noch die „Junior Youth“. Die Gruppe schließt an „Holy Childhood“ an bis zum Alter von 17 Jahren. Momentan nehmen ungefähr 20 Jugendliche teil. Beide Gruppen treffen sich jeden Sonntagnachmittag und ihnen werden verschieden Werte, wichtiges fürs Leben und über Gott vermittelt. Einmal im Monat treffen sich die Gruppen bei einem Mitglied der Gemeinde, um gemeinsam Zeit zu verbringen.
Und dann war ich auch noch für vier Tage in Lilongwe, um an der Wahlparty in der Residenz des deutschen Botschafters teilzunehmen. Das war dort eine ganz andere Welt. Schon am Samstag, bevor der Wahl, bin ich mit Father George kurz in den Stadtteil gefahren, um zu sehen, wo die Residenz liegt. Die Grundstücke sind riesig und von hohen Mauern umgeben und man sieht, dass die Menschen, die dort leben, Geld haben. Und das hat sich am Sonntag dann bestätigt. Die Residenz des deutschen Botschafters ist groß, es gibt ein Swimming Pool und einen Tennisplatz. Insgesamt eine ziemlich andere Welt.
Einen Sonntag bin ich mit in zwei Outstations gefahren. Die Outstations sind zum Teil ziemlich weit weg , bis zu 70 km, so dass wir über eine Stunde zu der ersten Outstation gefahren sind, um dort mit den Menschen Messe zu feiern. Das war auch meine erste Chichewa-Messe an einem Sonntag. Mittlerweile habe ich so viele Chichewa-Messen erlebt, dass ich der Messe gut folgen kann und ich sogar schon einige Antworten etc. mitsprechen kann. Längere Text, wie das Vater unser, was ich momentan probiere zu lernen, bete ich leise in englisch mit. Die Chichewa Messe ist ziemlich lang, vor allem wenn hier in Nkhotakota sonntags Messe in Chichewa ist. Unter zwei Stunden ist da nichts zu machen, meistens geht es eher auf drei Stunden zu.
Gestern (!) war ich zusammen mit Father George und Father Alphoncious Hamweete bei einer Trauerfeier. Wir sind um neun Uhr in Nkhotakota los gefahren und waren erst um kurz nach sechs wieder zurück und das auch nur, weil wir uns beeilt haben, da hier eigentlich um 16.30 Uhr Anbetung und anschließend Messe ist. Die Trauerfeier hat also den ganzen Tag gedauert, was vor allem daran lag, dass wir auf den Sohn der verstorbenen Frau gewartet haben, der auch ein Salesianer ist und aus Tansania anreisen musste. Insgesamt war dieser Tag ziemlich anstrengend, da wir zum Großteil nur Chichewa gesprochen haben, und ich zusammen mit den Frauen einfach auf dem Boden in der prallen Sonne gesessen haben.
Mittlerweile habe ich auch meine ersten 24 Stunden ohne Strom überlebt. Und ich kann auch sagen, es ist gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Das größte Problem ist, dass man keine Ventilatoren benutzen kann und es unglaublich heiß in den Räumen ist. Es kann dann schon mal deutlich über 30° warm sein. Und ich habe es geschafft meine Haare ohne fließend Wasser zu waschen, durchaus schwierig bei meiner Haarlänge. Man wird ziemlich kreativ, was solche Sachen angeht. Und meinen ersten Sonnenbrand habe ich auch erlebt. Da telefoniert man mit der Familie und vergisst die Zeit, und danach sieht man ziemlich rot aus. Mittlerweile sehe ich eher gefleckt aus, denn meine Haut hat sich an einigen Stellen gepellt und dort bin ich jetzt wieder richtig schön weiß und an den anderen Stellen bin ich dann doch schon ein bisschen braun.
Am Mittwoch kommt Fr. Joseph, der Rektor, aus Polen wieder. Ihn habe ich bisher noch nicht kennengelernt. Ich bin sehr gespannt, wie es wird, denn dann sind wir wirklich viele hier in der Community. Da seit ich hier bin auch noch ein Aspirant (ein Aspirant denkt darüber nach, dem Orden beizutreten und lebt für ein Jahr mit einer Community, um das Leben kennenzulernen) und ein Brother, der noch nicht weiß wie lange er hier sein wird, dazugekommen ist.
Mein „morning talk“ habe ich übrigens über wirklich Freundschaft gehalten und danach habe ich sogar Lob dafür bekommen. Das Thema beschäftigt mich selber einfach sehr im Moment und das hat man glaub ich gemerkt.
Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen nochmal Zeit finde, denn es gibt noch so viel, was ich mit Euch teilen möchte. Aber fürs erste soll es das jetzt gewesen sein, es ist nämlich jetzt Zeit zum Rosenkranz beten.
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